Kloster Walkenried – Vom Kloster zum ersten Bergbau-Konzern
Das ehemalige Kloster Walkenried liegt in Niedersachsen am Südharz. Es wurde bereits im Jahr 1129 von Mönchen des Zisterzienser-Orden gegründet. Heute ist die Abtei Teil des UNESCO Weltkulturerbe, zusammen mit der Altstadt von Goslar, dem Bergwerk Rammelsberg sowie der Oberharzer Wasserwirtschaft.
Der Grund für die Bildung des Kloster Walkenried
Die Gründung von Kloster Walkenried fiel in eine Reihe von Kloster Ansiedlungen der Zisterzienser in der Harz-Region. Adelheid von Walkenried, eine Tochter der thüringischen Grafen von Lohra, hatte eine Pilgerreise zum Kloster Kamp bei Kamp Lintfort unternommen. Wieder zu hause angekommen, bot sie dem Orden ein Grundstück nahe der Ortschaft Walkenried am Süd-Harz an. Die Zisterzienser nahmen das Angebot dankbar an.
Das neue Areal verfügte über ausreichend Raum, reichlich Wasser vom Fluss Wieda, sowie den holzreichen Harz in Reichweite. Kurz darauf zog der Gründungskonvent vom Niederrhein aus, um das Kloster Walkenried im Jahr 1129 zu gründen. Im gleichen Jahr folgten sogleich die Gründungen der Schwester Klöster Pforta bei Naumburg sowie Sittichenbach bei Eisleben (neun Jahre später).
Eine „Abtei“ ist ein Kloster, dem ein Abt als geistlicher Vorstand vorsteht. Die Erhebung eines Klosters zur Abtei obliegt dem Papst in Rom.
Der Orden der Zisterzienser Mönche
Mitbegründer des Ordens war Robert von Molesme. Er war Mönch im katholischen Benediktiner-Orden, dem „Orden des Heiligen Benedikt„, benannt nach Benedikt von Nursia. Molesme und weitere Mönche waren bereits die Gründungsväter des Kloster Cîteaux im französischen Burgund gewesen (Jahr 1098). Der Name „Cîteaux“ leitet sich vom lateinischen Wort „Cistercium„, zu deutsch „Zisterze“ ab, dem Ursprung für das Wort „Zisterzienser„. Leitmotive des Zisterzienser-Orden sind bis heute ein Leben im Einklang mit dem Gebet, der Lesung und der Arbeit.
Lexikon für kirchliche Fremdwörter:
- Eine „Abtei“ ist ein Kloster, dem ein Abt als geistlicher Vorstand vorsteht. Die Erhebung eines Klosters zur Abtei obliegt dem Papst in Rom.
- Von einer „Klausur“ oder lateinisch „Clausura“ spricht man, wenn es sich um einen Bereich innerhalb des Klosters handelt, der nur Ordensangehörigen vorbehalten ist. Zur Klausur gehören der Kreuzgang, der Chor, der Kapitelsaal, das Dormitorium (Schlafraum/gang), Zellen (Zimmer) sowie das Refektorium (Speiseraum).
- Unter „Kommunität“ versteht man eine christliche Gemeinschaft wie beispielsweise einem Kloster, Abt oder Konvent.
- Das Wort „Probstei“ ist eine ältere Version für den Begriff „Kloster„.
- „Grangien“ sind Vorratshäuser oder Kornspeicher. Der Name leitet sich von lateinischen Wort „granum“ für das deutsche Wort „Korn“ ab.
- „Konversen“ waren Laienbrüder, also Hilfsarbeiter und Handwerker im Kloster, die nicht die „Weihe“ empfingen.
- Das „Ordenskapitel“ ist eine Versammlung der größten Würdenträger eines Ordens.
- Ein „Konvent“ ist eine Niederlassung einer Ordensgemeinschaft.
- „Absiden“ sind halbkreisförmige Anbauten mit einer Halbkuppel
- Die Basilika war ursprünglich der Name für große Prachtgebäude für Gerichtssitzungen und Handelsgeschäfte (z. B. als Markthalle). Mit der Zeit der Christianisierung wurde aus dem Begriff „Basilika“ das Vorbild für ein Kirchengebäude.
Das Spezialwissen der Mönche:
Die Zisterzienser-Mönche vom Niederrhein brachten wichtiges Know-How mit in den Harz. So verfügten Sie über umfangreiche Kenntnisse der Wasserwirtschaft. Dazu zählten:
- Verwaltung von ober- und unterirdischen Gewässern,
- Trinkwassergewinnung und -verteilung,
- Umgang mit Abwässern.
- Entwässerung von regenreichen Gegenden oder der Bewässerung von regenarmen Gebieten.
Das Kloster Walkenried prägte den Bergbau im Harz
Mit ihren Fähigkeiten wurden die Mönche von Walkenried schnell zu erfolgreichen Unternehmern. Sie machten das umgehende Land urbar und wurden so zu Selbstversorgern. Im Jahr 1150 unterhielt das Kloster Walkenried bereits über 30 Grangien. Das überschüssige Getreide verkauften Sie sogar ins weite Umland. Ihr zweites Standbein umfasste den Bergbau.
So unterhielten die Mönche Bergwerke am Rammelsberg sowie Gitterfelde. Sie verarbeiteten sogar das gewonnene Kupfererz in eigenen Hütten. Grundlage waren die großen Waldgebiete, mit denen sie Holzkohle für die Verhüttung gewannen. Daneben nutzen sie ihr Wissen in der Wasserwirtschaft.
Dabei erzeugten Sie mit Hilfe von Wasserrädern Kraft für den Erzabbau und entwässerten so auch gleich Stollen der Minen. Das Kloster organisierte in dieser Zeit bereits große Teile des Bergbau im Harz und war somit prägend für dessen Entwicklung.
Die Zeit der Um- und Ausbauten
Der wirtschaftliche Erfolg machte das Kloster zu einem der ersten Groß-Konzerne des Landes. Über 100 Mönche und mehr als 200 Konversen waren hier zu dieser Zeit tätig. Mit dem Geld konnten umfangreiche Um- und Ausbauten finanziert werden. So erhielt das Kloster nach 80 jähriger Bauzeit im Jahr 1290 eine der größten Kirchen der nördlichen deutschen Gebiete.
Die 50 Meter lange, kreuzförmige Basilika verfügte über fünf Apsiden. Daneben entstanden auch der bis heute erhaltene Kreuzgang und die gotische Klausur im Jahr 1330.
Der wirtschaftliche Niedergang in Walkenried beginnt
Auf die wirtschaftliche Blütezeit folgte jedoch ein Zeit des ökonomischen Niedergangs. Die Pest wütet in Europa und die Tiefe der Stollen von über 60 Meter stellten eine technische Hürde dar, für die es noch keine Lösung gab. Als Ausgleich, verlegten sich die Zisterzienser auf die Verleihung von Geld.
Als dann die Bauernkriege begannen, wurde auch die Klosterkirche im Jahr 1525 stark beschädigt. Wenig später begann die Reformation in Deutschland. Das einst katholische Ordenskapitel ,trat den Protestanten geschlossen bei.
Eine Teufe von über 60 Meter stellte eine unüberwindbare Hürde für die damalige Zeit dar.
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Das Kloster Walkenried erfand sich neu
Mit dem Jahr 1556 veränderte sich der evangelische Konvent. Aus dem ehemaligen Wirtschafts-Konzern wurde eine Lateinschule. Das Sagen über die Region hatten mittlerweile die Herzöge von Braunschweig und Lüneburg. Dann endete die lange und erfolgreiche Epoche des Kloster Walkenried abrupt. Konvent und die Lateinschule schlossen ihre Tore endgültig im Jahr 1668. Das Kloster verfiel und wurde sogar über 150 Jahre als Steinbruch genutzt. Bauern siedelten auf dem ehemaligen Gelände der Anlage.
Im 19. Jahrhundert erkannte man glücklicherweise die Schutzwürdigkeit des Klosters und verbot den weiteren Abbruch. Erste Restaurierungen fanden am Kreuzgang und der Klausur im Jahr 1876 statt. Weitere Reparaturen folgten erst ab dem Jahr 1977. Seit 2010 gehört das Kloster Walkenried zusammen mit der Altstadt von Goslar, dem Bergwerk Rammelsberg sowie der Oberharzer Wasserwirtschaft zum „UNESCO Weltkulturerbe„. Das dazugehörige Welterbe-Informationszentrum ist seit Sommer 2020 auf dem Gelände der Abtei zu finden.
Darum solltest du unbedingt ins Kloster-Museum von Walkenried gehen
Das Zisterziensermuseum ist das eigentliche Highlight des Kloster Walkenried. Hier erfährst du alles über die Entwicklung der Bergbau-Region im Harz, Abbaumethoden, technische Entwicklungen, Wasserwirtschaft und die Verhüttung von Erzen. Daneben wird die Wandlung des Konvents von den ersten Anfängen im 12. Jahrhundert bis hin zum Bergbau- und Agrarkonzern lebendig erklärt.