Rathaus Osterode – Schatz im Südharz
Das Rathaus Osterode am Harz ist ein beeindruckendes historisches Gebäude, das den Charme und die Geschichte dieser malerischen Stadt im Harz verkörpert. Das Rathaus, das im Herzen der Altstadt nahe der St. Aegidienkirche liegt, ist ein architektonisches Juwel und ein bedeutendes Wahrzeichen der Region.
Das Alte Rathaus Osterode am Harz
Der Bau des Alten Rathaus von Osterode geht auf das Jahr 1388 zurück und hieß „Wordhaus“. Leider ging es aber bei einem Stadtbrand im Jahre 1545 verloren. Das heutige Gebäude stammt daher aus dem Jahr 1552. Die Datierung findet sich an einer Ecke des Hauses. Große Renovierungsarbeiten konnten in den Jahren 1737, 1799 sowie 1871 vollzogen werden. Es verfügt über einen imposanten Giebel und einen auffälligen Erker. Die zweite und dritte Etage der Fassade ist mit Schieferplatten verkleidet, ebenso der Erker.
Unter dem Erker liegen die beiden ehemaligen Eingangstüren zum Rathaus und Ratskeller (diese wurden bis ins Jahr 1970 genutzt), über denen ein doppeltes Füllhorn prangt. Es steht für Fruchtbarkeit, Freigebigkeit, Reichtum und Überfluss. Darin enthalten ist der großer Buchstabe „O“ für „Osterode“ mit Ornamenten. Im Rathaus tagte einst der Stadtrat, bevor sich eine Teilung in Gewalten durchsetzte – die Verwaltungsgeschäfte führte, Verordnungen erließ und Recht sprach. Das Erdgeschoss diente als Kaufhaus und Markthalle; im Weinkeller des Rates, dem Ratskeller, gab es einen Ausschank.“
Eine eigenartige Besonderheit stellt die hängende „Walfischrippe“ / „Hünnenrippe“ dar. Der Überlieferung nach ist diese „3 Ellen lang“ und fungiert als Schutz vor Aufruhr, Krieg, Feuer und Hochwasser. Links von der Hauptfassade gelangst du zur überdachten Doppeltreppe bzw. Freitreppe. Die Tür im Erdgeschoss führt zum Ratskeller und war früher der Lieferanteneingang.
Über die beiden Treppen gelangte man bis zum Umzug der Verwaltung in das Rathaus. Die Wetterfahne zeigt den Löwen als Wappensymbol des welfischen Herrscherhauses (Heinrich der Löwe), dem Osterode bis zum Jahr 1866 angehörte. Die rückwärtigen Anbauten des Rathaus wurden 1861 und 1906 errichtet. Im Jahr 1980 ließ man die Stadtverwaltung in das ehemalige Kornmagazin verlegen.
Vor dem Rathaus steht ein Mann mit seinem Esel. Die Statuen sollen daran erinnern, wie einst Eseltreiber von Osterode aus die Bergarbeiter mit Korn versorgt haben.
Die Stadt Osterode am Harz im Laufe der Geschichte
Osterode war im Mittelalter ein bedeutender Handelsknotenpunkt. Die Stadt war der Knotenpunkt wichtiger Handelsstraßen aus dem Leinetal, dem Eichsfeld und dem Harz. Über Osterode gelangten die Waren von den Straßen am Harzrand in die verschiedenen Tälern des Gebirges. Im 10. Jahrhundert entstand hier eine Siedlung mit einer Kapelle, die sich in der Folge schnell entwickelte. Sogar Kaiser Lothar III. verbrachte im Jahr 1136 einige Zeit in Osterode, was die aufstrebende Bedeutung unterstreicht. Dennoch wurde das Dorf 1152 während eines Konflikts zwischen den Welfen und den Askaniern zerstört.
Die Neugründung erfolgte nicht am alten Ort, sondern in der Talaue bei der heutigen St. Aegidien Marktkirche. Im 13. Jahrhundert erhielt Osterode am Harz seine Stadtrechte. Daraufhin baute man die Stadtmauern aus, um das wachsende Gebiet zu schützen. Große Teile der Verteidigungsanlage sind heute noch erhalten geblieben. Neben der Landwirtschaft wurden auch der Handel und das Handwerk wichtige Erwerbsquellen. Im 15. Jahrhundert erwarb die Stadt Mühlen sowie das benachbarte Dorf Uehrde.
Der 30jährige Krieg in Osterode
Im Jahr 1510 führte ein Protest, der durch soziale Spannungen ausgelöst wurde, zur Flucht des Bürgermeisters. Nach der Niederschlagung der Proteste wurden alle Aufständischen hart bestraft. Die Reformation und der protestantische Glauben erreichten Osterode in den 1530er Jahren. In der Folge wurde das St. Jacobi Koster aufgelöst und die Stadt erlangte politisch mehr Unabhängigkeit. Im 17. Jahrhundert trat Osterode sogar dem Hansebund bei und der Handel erreichte eine neue Blüte.
Im 30-jährigen Krieg erlebte die Stadt Leid und Verluste. Die Pest von 1625 bis 1627 forderte über 1500 Opfer. Nach dem Krieg erholte sich die Stadt nur langsam. Ab dem 18. Jahrhundert entwickelte sie sich dann zu einer bedeutenden Industriestadt. Im 19. Jahrhundert erlebte Osterode weitere Veränderungen, darunter die Gründung des Königreichs Westfalen, die Rückkehr zum hannoverschen Staat und den Beginn der Industrialisierung.
Die Stadt im Königreich Westfalen
Im Januar 1831 führten Osteroder Bürger den „Osteroder Aufruhr“ an, um für liberale Reformen einzustehen. Den Aufstand ließ man jedoch brutal unterdrücken. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfuhr Osterode Fortschritte in Gesundheitswesen, Gasversorgung, Eisenbahnanschluss. Die Stadt wurde Sitz der Landkreisverwaltung.
Nach dem Ersten Weltkrieg und der Weltwirtschaftskrise erlebte Osterode in den 1920er Jahren politische Instabilität. Der Bau der Sösetalsperre im Jahr 1931 östlich der Stadt brachte keine wirtschaftliche Besserung. In den 1930er Jahren wurde die Stadt zu einem Rüstungszentrum des NS-Regimes, bis amerikanische Truppen den Ort im April 1945 besetzten.
Nach dem Krieg wuchsen Bevölkerungszahl als auch Wirtschaft erneut. Osterode durchlief in den 1960er Jahren Strukturwandel, verlor zwar seine heimische Textilindustrie, gewann aber auch neue Branchen. In den 1970er Jahren wurde das Stadtgebiet erheblich erweitert. Die Integration von Flüchtlingen nach dem Krieg prägte die Stadt, die sich nach der Wende in der DDR weiterentwickeln konnte.