So arbeiten die Glasmacher von Clausthal-Zellerfeld Kunstvolles Handwerk am 1400 Grad heißen Ofen
In Mitten des Hochharzes liegt das Bergbau-Städtchen Clausthal-Zellerfeld. Auf zirka 600 Meter Höhe, wurden hier über Jahrhunderte wertvolle Erze wie Blei, Kupfer, Silber und Zink abgebaut. Doch nicht nur das, auch andere Handwerke reiften hier zur vollen Blüte. So etwa die Glasbläser und Glasmacher in Ihren Manufakturen.
Was ist eigentlich Glas?
Das Wort “Glas” stammt vermutlich von dem germanischen Begriff “glasa” für “das glänzende”. Hauptbestandteil von Glas ist Siliciumdioxid, einem Oxid (Sauerstoff-Verbindung) des Halbmetalls Silicium. Silicium kennst du mit Sicherheit, da es für die Herstellung von Solarzellen und Computerchips benötigt wird. Auf der Erde kommt Silicium als Sand relativ häufig vor. So besteht die Erdkruste zu 25,8 Prozent aus diesem Material.
Für Photovoltaik und Halbleiter werden jedoch gediegenes, das heißt Silicium von 99,99 % Reinheit benötigt. Um Glas herzustellen, setzt man jedoch reine und eisenarme Quarzsande mit einer Körnchengröße von 0,1 bis 0,5 mm ein. In Deutschland wird Quarzsand unter anderem in Haltern am See (NRW) sowie in Uhry (Niedersachsen) per Saugbagger gewonnen.
Die Kunst der Glasbläser Meister
Der Ofen der Glasmacher bei “Glasdesign Fricke” läuft Tag und Nacht. Betrieben wird er mit Sauerstoff und Druckluft und kann bis zu 2500 Grad erreichen. Für die Herstellung von Glas reichen jedoch bereits 1400 Grad. Dann geht`s los. Der Quarzsand und weitere Materialen werden in den Ofen eingebracht und beginnen zu schmelzen (Rauschmelz, Homogenisierung). Erste Gase treten aus der Masse (Läuterung). Die geläuterte Schmelze wird auf die gewünschte Temperatur zur Formgebung gekühlt.
Die Meisterin aus Japan fixiert die Masse an einem langen “Glasmacherpfeife”. In vielen Arbeitsschritten nimmt sie den glühenden „Kübel“ aus dem Ofen, presst Luft hinein, formt und schneidet es. Durch Überziehen mit einer Schicht Glas wird der Kübel vergrößert. Am Ende entstehen Kunstvolle Vasen oder Kerzenhalter in vielen Farben. Wir haben uns eine Live-Vorführung angesehen, bei der wir auch selber Hand anlegen konnten. Nachhaltig beeindruckt hat mich die unglaubliche Hitze des Ofens.
Materialien zur Herstellung von Glas:
- Quarzsand (70 % Anteil)
- Soda (Flussmittel-Steigerung, Netzwerkwandler zur Senkung der Schmelztemperatur)
- Pottasche (Flussmittel-Steigerung, Netzwerkwandler zur Senkung der Schmelztemperatur)
- Feldspat (Erhöhung der Beständigkeit)
- Kalk (Netzwerkwandler zur Senkung der Schmelztemperatur)
- Dolomit
- Altglas (Transparente Glasflaschen bestehen heute zu 60 % aus Altglas, bei grünen Flaschen sind es gar 95 %)
„Das Handwerk der Glasmacher ist seit 2015 immaterielles Kulturerbe der UNESCO“
Das Uraltes Handwerk der Glasmacher & Glasbläser
Erste Glashütten entstanden im Alten Ägypten. Das die Kunst der Glasherstellung schon so alt ist, hätte ich nicht gedacht. Doch in der Tat reicht diese bereits in das 13. Jahrhundert vor Christus zurück! In Quantir-Piramesses, einem Ort im Osten des Nildeltas konnte eine erste Glashütte nachgewiesen werden. In Europa entstanden um das 11. Jahrhundert erste Glashütten im Bayrischen Wald / Böhmerwald an der Grenze zum heutigen Tschechien.
Dort gab es reiche Waldvorkommen zur Befeuerung der Öfen sowie Aschehäuser zur Pottasche Herstellung. Pottasche wird gewonnen, indem man Pflanzen- und Holzasche in Wasser löst und das Gemenge anschließend über einer Feuerstelle verdampft. Später ging man in England von der Holz- zur Koksbefeuerung der Öfen über. Besonders viele Glashütten mit mit Glasmacher Glasbläser entstanden später in der Lausitz Region. Dort gibt es reiche Holz- und Sandvorkommen.
Website von Glasdesign Fricke in Clausthal-Zellerfeld: